Jeder Therapeut, der sich wissenschaftlich und praktisch mit dieser "Nadeltechnik" befasst, stellt anhand des vielfältigen Tatsachenmaterials individueller Krankheitsfälle fest, dass bestimmte Leiden wie z.B. chronische Schmerzsyndrome (Spannungskopfschmerzen, Migräne, Kreuzschmerzen, verschleißbedingte Schmerzen der Kniegelenke) nachweislich auf diese Heilmethode ansprechen.
"Wenden wir uns der Vergangenheit zu und wir werden viel Neues erfahren" (Bischko 1989).
In Anlehnung an diese These lässt sich beispielhaft aufzeigen, wie alte heilkundliche Erfahrungstatsachen im Lichte einer modernen Theorie (grch. theoria, Anschauung) eine plötzliche und überraschende wissenschaftliche Renaissance erfahren können.
So ist es nicht ungewöhnlich, dass Krankheitshypothesen und -modelle unabhängig bzw. isoliert von den Umständen ihrer empirischen Erstbeschreibung aufgestellt werden, in Vergessenheit geraten und wiederentdeckt werden. Umgekehrt existieren in der Geschichte der medizinischen Wissenschaft zahlreiche Beispiele für abstrakte Konzepte zunächst unklarer Phänomene, die man nach der wiederholten Beobachtung einer Anomalie entwickelte und darauf ein neues Paradigma gründete:
Dieses Gesetz der zirkulären Korrelationsbeziehung von Theorienbildung und täglicher Praxis (grch. praxis, Handlung), welche über die logischen Operationen der Deduktion und Induktion miteinander verknüpft sind, besitzt uneingeschränkte Gültigkeit für sämtliche wissenschaftlichen Disziplinen (Nagel 1999). Es gilt seit jeher auch in der Medizin und so lassen sich - nicht nur - für manche traditionelle Therapieform wie z.B. die Akupunktur erfahrungswissenschaftliche Datensammlungen aus der Praxis als Beleg dafür anführen, dass sie tatsächlich wirkt, auch wenn bislang nicht genau verstanden ist, wie sie wirkt, d.h. welche Theorie ihren Wirkmechanismus objektiv erklären könnte. Die moderne Konzeption der Evidenzbasierten Medizin (EbM) bezieht sich auf diesen Sachverhalt, indem sie systematische Untersuchungen zum wissenschaftlich begründbaren Wirksamkeitsnachweis (engl. evidence, Nachweis, Beleg) einer konkreten Therapie anstellt, die im Einzelfall von Nutzen sein könnte.
Jeder Therapeut, der sich wissenschaftlich und praktisch mit dieser "Nadeltechnik" befasst, stellt anhand des vielfältigen Tatsachenmaterials individueller Krankheitsfälle fest, dass bestimmte Leiden wie z.B. chronische Schmerzsyndrome (Spannungskopfschmerzen, Migräne, Kreuzschmerzen, verschleißbedingte Schmerzen der Kniegelenke) nachweislich auf diese Heilmethode ansprechen (The German-Acupuncture Trials, GERAC 2006). Die Akupunktur hat deshalb in der westlichen Heilkunde überzeugte Anhänger auch unter Skeptikern und "Schulmedizinern" gefunden, obwohl (oder gerade weil) ihr ein gänzlich anderes 'integratives' Verständnis von Krankheit und ihren komplexen Verursachungsprozessen zugrundeliegt als die in unserem Kulturkreis immer noch übliche 'reduktionistische' Betrachtungsweise des Einzelorgans und seiner Pathologie.
"Nach der vorwissenschaftlichen (Anmerkung Schnur) chinesischen Krankheitslehre sind Störungen des Energiekreislaufs (Chi) entlang bestimmter Bahnen des menschlichen Körpers (Meridiane) bzw. an sog. Akupunkturpunkten und ihr gestörter Zusammenhang mit äußeren klimatischen Faktoren als wesentliche Ursachen für Erkrankungen anzusehen. Eine Dysharmonie polarer, jedoch einander ergänzender Lebensprinzipien des Yin und Yang, Innen (Li) und Außen (Biao), Leere (Xu) und Fülle (Shi) sowie Kälte (Han) und Hitze (Re) kann sich in bestimmten 'Störungsmustern' äußern, welche den Syndromen der westlichen Medizin entsprechen" (Stux 1993). Mittels der Akupunktur werden Störungen des Energietransportes im Körper beseitigt.
Üblicherweise werden nach Untersuchung und Beratung des Patienten ca. 8 bis 12 Akupunktursitzungen mit einer Dauer von jeweils 20 Minuten vereinbart. Die Kosten für eine Akupunkturbehandlung betragen ca. € 50.-.
(Gebührenordnung für Ärzte, GOÄ 1996, Stand Januar 2002).
Literaturempfehlung:
Stux, G., Stiller, N., Pomeranz, B.: Akupunktur. Lehrbuch und Atlas. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York, 4. A., 1993
Dr. med Stefan Schnur
Bei der Eigenbluttherapie werden mittels intramuskulärer Applikation des durch venöser Blutentnahme gewonnenen Patientenblutes und Mischung mit gezielt ausgewählten homöopathischen Mitteln Reize induziert, welche körpereigene Regulations- und Selbstheilungsprozesse anregen.
Obwohl die medizinische Wissenschaft bei der Erforschung und Behandlung spezifischer Erkrankungen spektakuläre Fortschritte gemacht hat, bleiben doch Ursachen und Entstehungsmechanismen gerade alltäglicher Gesundheitsprobleme (z.B. Allergien), vieldeutiger Befindlichkeitsstörungen (z.B. Erschöpfungszustände) und chronischer Erkrankungen (z.B. Gelenkbeschwerden) oft rätselhaft.
Die Versorgung dieser weit verbreiteten Beschwerdebilder, welche in aller Regel zwar ungefährlich sind, die Lebensqualität des Einzelnen jedoch beeinträchtigen können, konzentriert sich in der ärztlichen Praxis hauptsächlich auf die Ausschlußdiagnostik einer Fülle von Organerkrankungen, als deren Ergebnis dem Rat- und Hilfesuchenden häufig ein "normaler" Untersuchungsbefund mitgeteilt wird.
Die Feststellung einer Diskrepanz zwischen dem gestörten Befinden des Patienten und einem unauffälligen Befund ist für den behandelnden Arzt durchaus nicht ungewöhnlich, für den betroffenen Patienten aber stellt sie auf Dauer eine unbefriedigende Situation dar und so erhebt sich die Frage nach schonenden naturheilkundlichen Behandlungsmethoden, welche die natürlichen Heilungs- und Abwehrvorgänge unterstützen sollen und die insbesondere bei Auftreten einer Arzneimittelunverträglichkeit oder gravierender Nebenwirkungen der konventionellen Therapie als Alternative in Betracht kommen.
Zu solchen Verfahren zählt man (nicht nur) die Eigenbluttherapie, die bereits im 3. vorchristlichen Jahrhundert von chinesischen Ärzten als "Umstimmungstherapie" des vegetativen Nervensystems praktiziert wurde. Das dieser Behandlungsform zugrundeliegende Gedankengut unterscheidet sich grundsätzlich von einer medizinischen Sichtweise, welche nur und ausschließlich auf (bei gegebener Anzeige sinnvollen, unverzichtbaren und wissenschaftlich begründeten) Substitutions- und Hemmungsprinzipien beruht.
Bei der Eigenbluttherapie werden mittels intramuskulärer Applikation des durch venöse Blutentnahme gewonnenen Patientenblutes und Mischung mit gezielt ausgewählten homöopathischen Mitteln Reize induziert, welche körpereigene Regulations- und Selbstheilungsprozesse anregen.
Die Behandlung wird i.d.R. zweimal pro Woche durchgeführt und dauert insgesamt ca. fünf Wochen.
Die Kosten pro Beratung und Behandlung (Blutentnahme von ca. 2 ml venösem Blut und intramuskuläre Injektion) belaufen sich auf ca. € 15.-.
(Gebührenordnung für Ärzte, GOÄ 1996, Stand Januar 2002).
Literaturempfehlung:
Krebs, H.: Eigenbluttherapie. Methodik, Indikation und Praxis. Jungjohann Verlagsgesellschaft, Neckarsulm München 1989
Dr. med. Stefan Schnur
Rücken- oder Gelenkbeschwerden mit schmerzhaften Muskelverspannungen und Bewegungsblockaden hat beinahe jeder schon einmal am eigenen Leibe verspürt. So leiden ca. 20% der Patienten einer Allgemeinpraxis unter gelegentlichen oder dauerhaften muskulo-skelettalen Beschwerden unterschiedlicher Lokalisation (Schnur 1999).
Die meisten dieser Affektionen sind nicht entzündlich bedingt und gehören zum sogenannten weichteilrheumatischen Formenkreis; sie zeichnen sich durch heftige Schmerzen aus, die als "fließend" (grch. rheuma, Fluß), "wandernd", "dumpf" oder "ziehend" beschrieben werden, oft schlecht lokalisierbar sind und attackenartig auftreten können.
Als Auslöser für Reizzustände in den Weichteilgeweben wie z.B. Muskeln, Bändern und Sehnenansätzen gelten permanente Über- und Fehlbelastungen, Verletzungen, Kälte- und Nässeeinwirkungen bei Wetterwechsel, verborgene Entzündungsherde im Körper (z.B. chronische Mandelentzündung, Zahngranulome, Narben), hormonelle Umstellungsphasen und psychische Verstimmungen. Bei ca. 85% der Patienten kann trotz eingehender Diagnostik keine Ursache für die Beschwerden gefunden werden (White, Gordon 1982).
In 80-90% der Fälle bessern sich die unspezifischen Beschwerden innerhalb von 4 bis 6 Wochen spontan (Waddell 1987) oder können mit einfachen "Hausmitteln" behandelt werden (z.B. Heizkissen). Anhaltende Schmerzen oder "Alarmsymptome" wie z.B. Lähmungserscheinungen sollten die Betroffenen jedoch immer dazu veranlassen, ernste und gefährliche Erkrankungen durch eine ärztliche Untersuchung klären zu lassen.
Schmerzhafte Muskelverspannungen kommen am häufigsten in der Nacken-, Schulter-, Armregion sowie der gesamten Wirbelsäule und dort bevorzugt in der Lendengegend vor; sie können sich z.B. als akuter Schiefhals, akute Schultersteife oder "Hexenschuß" äußern.
Für die Behandlung solcher Schmerzzustände kommen verschiedene Massnahmen in Betracht (z.B. Medikamente), von denen sich meiner Erfahrung nach insbesondere naturheilkundlich assoziierte Heilweisen wie die "Neuraltherapie" nach Huneke bewährt haben (s. Naturheilverfahren). Vor allem in solchen Fällen, in denen sich eine konventionelle Therapie verbietet (z.B. Unverträglichkeit oder Gegenanzeige von Schmerzmitteln), stellt die Neuraltherapie oder therapeutische Lokalanästhesie (TLA) eine einfache, rasch wirksame und nebenwirkungsfreie Behandlungsalternative dar.
Nach einer sorgfältigen Tastuntersuchung und Funktionsprüfung der schmerzhaften Partie werden an bestimmten Schmerzpunkten, sogenannten Triggerpunkten, mittels einer feinen Nadel Injektionen eines örtlichen Betäubungsmittels (Lokalanästhetikum) appliziert, die eine Muskelentspannung und Schmerzlinderung bewirken. Ich verwende hierzu eine 1%-ige Lösung des Wirkstoffs Lidocainhydrochlorid (Xyloneural®), die hervorragend verträglich ist und nur sehr selten Allergien hervorruft.
Die Kosten pro Behandlung belaufen sich je nach betroffener Körperregion auf ca. € 18.- bis 25.-.
(Gebührenordnung für Ärzte, GOÄ 1996, Stand Januar 2002).
Literaturempfehlung:
Gross, M.J.: Lehrbuch der Therapeutischen Lokalanästhesie. Hippokrates Verlag, Stuttgart 1994
Dr. med. Stefan Schnur